Fußschmerzen und Knieschmerzen


Fußschmerzen und Knieschmerzen

Die häufigsten Ursachen von Fuß- und Knieschmerzen sind in Verbindung mit dem Längenwachstum, Störungen im Lendenwirbelsäulen- und Beckenbereich zu finden. Diese lassen sich schnell und effektiv mittels manuellen Techniken lösen. Ein Sportverbot ist in der Regel überflüssig. Die Therapie ist einfach und sehr effektiv.

Fuß- und Knieschmerzen sind, genau wie die Knickfüßigkeit und die Haltungsschwäche, sehr häufige Ursachen für eine orthopädische Konsultation. Dabei stellt sich oft die Frage der Sportfähigkeit für den Sprössling, der oder die, je aktiver im Vereinsgeschehen eingebunden, umso unglücklicher über ein Sportverbot erscheint. Darum möchte ich am Anfang ein paar grundsätzliche verallgemeinernde Worte zu diesem Thema den Eltern an die Hand geben.

Grundsätzliches

Fuß- und Knieschmerzen sind äußerst selten die Folge einer gestörten oder „kaputtgegangenen“ Struktur, wie zum Beispiel nach einem Schienbeinbruch, einer ausgerenkten Kniescheibe oder einem Knochentumor. Wegweiser für diese Art von strukturellen Ursachen sind neben dem Schmerz immer Auffälligkeiten am betroffenen Gelenk selber, wie Rötung, Schwellung, Überwärmung oder Bewegungseinschränkung. Sehr häufig findet man jedoch außer einem belastungsabhängigen Schmerz bzw. einem Druckschmerz keine weiteren Zeichen einer Einschränkung. Der Schmerz bleibt somit das Leitsymptom einer gestörten Funktion. Funktionsstörungen sind also Störungen der Funktion des betroffenen Gelenkes, welche auf muskuläre Ungleichgewichte, Ansteuerungsstörungen der das Gelenk bewegenden muskulären Vektoren oder auf Funktionseinschränkungen (Blockierungen) der übergeordneten Zentren der Wirbelsäule zurückzuführen sind. Sie werden jetzt vielleicht schmunzeln, aber nach dem Funktionskettenmodell, wonach jede Struktur im Körper die Funktionen vieler anderer Strukturen im Modell einer Kette beeinflussen kann, lässt sich ein Knieschmerz manchmal sogar auf die Auswirkungen einer festen Zahnspange oder einem Kiefergelenkproblem zurückführen.

Ursachen

Lassen Sie uns die Ursachen für den kindlichen Fuß- oder Knieschmerz in diese zwei großen Gruppen vornehmen. Wie gesagt, die Gruppe der strukturellen Ursachen ist wirklich klein im Vergleich der Gesamtpopulation der beschwerdegeplagten Kinder.

Strukturelle Ursachen für Fußschmerzen (> 3%)

  • Traumatische Ursachen (Knochen- und Bandverletzungen)
  • Aseptische Knochennekrose (Osteochondrosis dissecans) von Sprungbein oder Großzehe – regionaler Knorpel-Knochen-Untergang aufgrund einer Durchblutungsstörung
  • Schwere Außenrotationsfehlstellungen im Unterschenkel
  • Infektionen der Weichteile und der Knochen (Osteomyelitis)
  • Knochen- oder Weichteiltumore
  • Fehlbildungen einzelner Fußwurzelknochen
  • Kindliches Rheuma
  • Dekompensierte Knick-Plattfüße

Strukturelle Ursachen für Knieschmerzen (> 5%)

  • Traumatische Verletzungen oder der Zustand danach
  • Aseptische Knochennekrose (Osteochondrosis dissecans) von Oberschenkelrolle oder Kniescheibensehnenansatz
  • Kniescheibenverrenkung (Patellaluxation)
  • Angeborene Fehlbildungen der Bänder und Menisken
  • Morbus Perthes des Hüftgelenkes
  • Tumoren
  • Infektionen
  • Kindliches Rheuma

Ein kindlicher Knick-Plattfuß verursacht keinerlei Beschwerden.

 

Funktionelle Ursachen für den Fuß- und Knieschmerz (<95%)

  • Dysbalancen der gelenkantreibenden Muskulatur
  • Störungen der Beckenstatik und damit
  • Blockierungen bzw. Funktionseinschränkungen einzelner Wirbelsäulenabschnitte (hier besonders die Lendenwirbelsäule)
  • Sehnenansatzreizungen als Folge von 1.-3.
  • Relatives Längenwachstum

Die Ursachen für den kindlichen, weitaus häufiger funktionell bedingten Knie- und Fußschmerz, sind immer gleichgeartet und folgen einem Prinzip. Der Mensch gehört entwicklungsgeschichtlich zu den Fluchttieren. Daher haben wir sehr gut ausgeprägte Beugemuskeln an den Beinen, weil sie die Vorwärtsbewegung einleiten. Das sind im Besonderen der große Quadricepsmuskel an der Oberschenkelvorderseite, welcher die Kniescheibe gleichzeitig mitführt, und die rückwärtige, sehr kräftige Unterschenkelmuskulatur. Diese Muskeln werden als tonische Muskeln bezeichnet, weil sie eine hohe Grundspannung besitzen und im Falle einer Bewegung schnell reagieren müssen. Das Längenwachstum des kindlichen Organismus entsteht ausschließlich aus den Wachstumszonen der Knochen. Wächst der Knochen, muss sich die Muskulatur notgedrungen den neuen Verhältnissen anpassen. In dieser Zeit der Nachregulation ist die Muskulatur im Vergleich zum vorgepreschten Knochenwachstum zu kurz. Das bekommen vor allem die tonischen Fluchtmuskeln zu spüren, die nun mit Reizungen an ihren Sehnenansätzen (oberer und unterer Kniescheibenpol, Kniescheibensehnenansatz, Achillessehnenansatz) reagieren können.

Das Längenwachstum ist ein normaler Vorgang, der eigentlich mit solcher Problematik gut fertig wird. Deshalb hat ja auch nicht jedes Kind permanent Schmerzen an den Sehnenansätzen. Entscheidend, dass es zu einem Schmerz kommt, ist unserer Meinung die damit fast immer zu beobachtende Beckenstörung. Haben die Kinder Störungen in der Beckenstatik mit Minderbeweglichkeiten der Kreuz-Darmbein-Fugen und der unteren Lendenwirbelsegmente kommt es zu einer gestörten Muskelansteuerung. Die Nerven, die aus diesen gestörten Segmenten austreten, machen schlichtweg ihre Arbeit, nämlich dem Muskel ein Signal für die Kontraktion zu geben, nur noch unzureichend.

Ich erkläre den betroffenen Eltern immer das Beispiel mit der Benzinzuleitung. Der Muskel ist hierbei der Automotor, der für den Antrieb verantwortlich ist. Der Nerv ist die Benzinzuleitung. Ist diese teilweise zugedreht, kann der Motor keine Höchstgeschwindigkeit mehr erreichen. Machen die Kinder also Sport während ihrer Wachstumsphasen und die Benzinzuleitung ist zusätzlich zugedreht, kommt es dazu, dass der Muskel einfach überlastet wird, weil er nicht 100% geben kann (fahren sie mal mit halber Benzinzuleitung 250 km/h). Ausdruck dieser Überlastung ist ein Sehnenansatzproblem an und um die Kniescheibe, an der vorderen Schienbeinkante oder am Hacken. Und das kann seitenungleich passieren.

Also nicht das Längenwachstum an sich stresst den Organismus, sondern die hinzukommende übergeordnete Störung. Das Kind hat auch nur einen Schmerz auf der Seite wo die Becken- oder Wirbelsäulenstörung sitzt.

Therapie

Zur Frage der Therapie von den oben genannten strukturellen Erkrankungen an Füßen und Kniegelenken konsultieren sie bitte den Kinderorthopäden oder kinderorthopädisch versierten Erwachsenenorthopäden, der Ihnen alle erforderlichen weiteren Informationen gibt.

Die Therapie der funktionellen Schmerzen an den betroffenen Körperregionen ist denkbar einfach. Eine Einlagenversorgung und lange krankengymnastische Episoden sind nicht wirkungsvoll, da sie die Ursache nicht beseitigen. Ebenso bringen Wärme- und elektrotherapeutische Maßnahmen nur kurzfristigen Erfolg. Die Therapie dieser Schmerzen ist einzig wirkungsvoll, wenn die funktionelle Einschränkung im übergeordneten Zentrum behoben wird. Das heißt, so befremdlich das klingen mag, die Behandlung der Wirbelsäule (Benzinzuleitung wird wieder geöffnet) macht den Fuß- oder Knieschmerz wieder heile, und zwar sehr schnell und effektiv. Das kann man nur mit gezielten Techniken der manuellen Medizin erreichen.

Die manuelle Behandlung von Kindern gehört in geschulte Hände von Ärzten oder Krankengymnasten, die eine spezielle Zusatzbezeichnung (Manualtherapie) besitzen und Erfahrungen mit Kindern oder möglichst die Weiterbildung in den kindermanuellen Techniken besitzen.  Meist genügen ein bis zwei Behandlungen und der lästige Schmerz ist verschwunden. Ich kenne einige verzweifelte Eltern, die nach monatelangem Sportverbot, Einlagenversorgung, elektrotherapeutischen Behandlungen ihrer Kinder (inklusive Röntgenbilder und Magnetresonanztomographie und furchtbarer Diagnosen wie nichttraumatischer Hackenbruch) in meine Behandlung kamen und es nicht fassen konnten, dass der ganze Spuk nach einer einzigen Behandlung, die circa 10 Minuten dauerte, vorbei war. Aber es bleibt wie immer im Leben die wichtige Aussage stehen, dass die Behandlung der Ursache am effektivsten ist, oder?