Rheuma bei Kindern
Kinderrheuma zeigt verschiedene Schweregrade und Ausbreitungsformen. Bei Verdacht auf eine Gelenkschwellung unbedingt eine aussagefähige Diagnostik durchführen lassen bzw. einen entsprechenden Spezialisten (Kinderrheumatologen, Kinderorthopäden) aufsuchen!
Klinische Hinweise auf ein mögliches kindliches Rheuma sind meist die schmerzlose, erhebliche Schwellung eines großen Gelenkes (häufig Kniegelenk).
Beim kindlichen Rheuma (juvenile rheumatische Arthritis) handelt es sich um eine entzündliche, d.h. systemische Erkrankung, die im Kindes- oder Jugendalter auftritt und eines oder mehrere Gelenke befällt. Es erkranken eher die großen und weniger die kleinen Gelenke im Gegensatz zu den primär chronischen Formen der Erwachsenen. Der Verlauf der kindlichen rheumatischen Erkrankung ist sehr unterschiedlich. Bei 80 % der Patienten ist die Prognose gut. Als auslösende Faktoren für das kindliche Rheuma werden immunologische, genetische, klimatische, infektiöse und psychologische Faktoren diskutiert. Bei einem Teil der Kinder mit meist schwereren Verlaufsformen findet man Anomalien im Immunsystem, z. B. antinukleäre Antikörper (ANAS). Genetische Komponenten sowie eine familiäre Disposition spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle. Mikroorganismen, wie z. B. infektiöse Darmbakterien und Anginaerreger wurden ebenfalls als Ursache von rheumatischen Erkrankungen diskutiert. Psychologische Faktoren scheinen bei der Manifestation der Krankheit ebenfalls eine Rolle zu spielen. Es wurde beobachtet, dass die Kinder vor Ausbruch der Krankheit häufig Stresssituationen im Elternhaus bzw. im schulischen Umfeld ausgeliefert waren.
Krankheitsverlauf – Rheuma bei Kindern
Die Erkrankung beginnt immer mit einer Gelenkschwellung, die meistens nicht schmerzhaft ist. Zumeist findet sich bei Kindern ein ausgeprägter Erguss im Bereich eines oder beider Kniegelenke. Die Beweglichkeit der Gelenke ist meist nur wenig eingeschränkt. Die Kinder weisen zumeist nur am Anfang allgemeine Krankheitssymptome wie erhöhte Temperaturen oder Mattigkeit auf. Unter entsprechender medikamentöser Therapie (NSAR-nicht steroidale Antirheumatika) werden diese Gelenkschwellungen häufig schnell rückläufig.
Wir unterscheiden unterschiedliche Rheumaformen:
- Die systemische Form mit Befall vieler Gelenke wird Morbus Still genannt.
- Es gibt eine polyartikuläre Form. Hier sind mehr als vier Gelenke befallen und die entsprechende Labordiagnostik ist in 40 % positiv.
- Die olegoartikulären Formen, d.h. nur ein bzw. zwei Gelenke sind befallen. Hierbei unterscheidet man den Typ I, der die überwiegend häufigste Form des kindlichen Rheumas darstellt und oft mit Entzündungen im Augenbereich vergesellschaftet ist. Der Typ II betrifft vorwiegend Jungen, die einen auffälligen Laborparameter besitzen (HLAb 27) und dazu neigen, in späteren Jahren Morbus Bechterew zu bekommen.
Therapie
Die Therapie des kindlichen Rheumas gehört in Spezialistenhände! Bei leichten Formen ist das Verabreichen von gängigen Rheumamedikamenten in speziellen Dosierungen (Ibuprofen, Diclofenac) das wichtigste therapeutische Mittel. Diese führen überwiegend zu einer ausreichend guten Beschwerdefreiheit. Schwere Verläufe werden schulmedizinisch mit Cortison und anderen, tief in das Immunsystem eingreifenden Medikamenten nach einem „Golden Standard“ Verfahren behandelt. Die antirheumatische Therapie ist dabei keine Ursachenbehandlung, sondern unterdrückt nur die Entzündung und das Immensystem. Man sollte daher auf keinen Fall versäumen, nach Ursachen wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten, bakterielle oder toxische Ursachen (z.B. Schwermetallbelastungen) oder ähnlichem zu forschen.
Die konservative Behandlung wird stets durch Physiotherapie begleitet.