Knochenbrüche


Knochenbrüche bei Kindern

Bei der Behandlung von Knochenbrüchen bei Kindern müssen verschiedene Parameter beachtet werden. Die Toleranz der Achsabweichung von Knochen zu Knochen ist je nach Alter sehr unterschiedlich. Daher gehört die Behandlung komplizierter kindlicher Knochenbrüche unbedingt in die Hände von Kinderunfallärzten und Spezialzentren. Haben Sie als Eltern das Gefühl, dass die Versorgung Ihres Kindes nur suboptimal durchgeführt wurde oder klagt das Kind über weiterbestehende Schmerzen, so suchen Sie bitte innerhalb der ersten Woche nach dem Unfall unbedingt einen Kollegen für eine Zweitmeinung auf. Ein Therapiewechsel ist bis zum 8. Tag nach dem erlittenen Ereignis problemlos möglich.

Grundsätzliches zu Knochenbrüchen

Frakturen im Wachstumsalter sind häufiger als Verstauchungen oder Verdrehungen von Gelenken. Ca. 10% – 20% aller Verletzungen werden dabei durch Verkehrsunfälle bedingt. Zwischen 20% und 40% werden durch den Sport verursacht und 40% – 50% beim Spiel in der Schule und im Hause. Bei Verkehrsunfällen handelt es sich sehr häufig um schwere Verletzungen mit einigen oder mehreren Knochenbrüchen. Deshalb ist die Aufklärung über Verhaltensregeln im Straßenverkehr extrem wichtig! Außer bei gefährlichen Leistungssportarten (z. B. Skiabfahrtrennen, Kitesurfing) kommt es bei den Sportverletzungen meist zu mehr oder weniger harmlosen Singulärverletzungen (nur eine Extremität).

Banale Verletzungen und Frakturen gehören prinzipiell zum Erfahrungsschatz eines jeden Kindes und dienen dazu, sich mit sich selbst, aber auch mit dem sozialen Umfeld auseinander zu setzen. Als kleines Kind wegen einer Fraktur ein bis zwei Wochen von seinen Eltern umsorgt und getragen zu werden, dient in gleicher Weise der Entwicklung des Kindes.

einfache Frakturen schützen nicht vor weiterer sportlicher Betätigung

Einfache Frakturen schützen nicht vor weiterer sportlicher Betätigung

Man kann die Gefahr eines Knochenbruches nicht vermeiden, indem man dem Kind auf Spielplätzen oder bei anderen sozialen Tätigkeiten mit anderen Kindern pausenlos Beachtung schenkt und das Kind vor vermeintlichen schwierigen Situationen fernhält. Ein Kind muss, wie bereits erwähnt, seinen Erfahrungsschatz selber machen und dazu gehört es auch, sich mit einer Verletzung, wie einem harmlosen Knochenbruch, auseinander zu setzen. Auf der anderen Seite ist es von großer Wichtigkeit, der Verantwortung gegenüber großen Gefahrenquellen als Erwachsener gerecht zu werden, indem man diese vorrausschauend eliminiert (z.B. Schließen von Balkontüren bei Kleinkindern oder das elementare Beharren auf Helmpflicht beim Fahrrad- oder Skifahren).

Frakturbehandlung

Die Domäne der kindlichen Frakturbehandlung bleibt in 90% aller Fälle die konservative Therapie. Oft handelt es sich bei Kindern um eine sogenannte Grünholzfraktur, d.h. dass der Knochen aufgrund der dicken kindlichen Knochenhaut lediglich angebrochen ist ohne einen kompletten Durchbruch der harten Knochenstruktur zu zeigen.

sogenannte Grünholzfraktur der Speiche

sogenannte Grünholzfraktur der Speiche

Eine operative Therapie von Knochenbrüchen bei Kindern ist angezeigt, wenn

  • der Bruchspalt einen gelenktragenden Anteil besitzt (sogenannte Gelenkfrakturen),
  • der Knochenbruch eine erhebliche Achsabweichung der Knochenbruchenden aufweist,
  • die Fraktur insgesamt konservativ (d.h. im Gips) nicht stabil gehalten werden kann (instabile Fraktur),
  • ein Knochenbruchende eine Weichteil- bzw. Hautverletzung hervorgerufen hat (offene Frakturen).

Gipsruhigstellung bei Knochenbrüchen

Die konservative Therapie besteht in einer Gipsruhigstellung für 4 – 6 Wochen. Zumeist ist nach dem 4. – 8. Tag nach dem Unfall nochmals eine entsprechende Röntgenkontrolle (außer bei Grünholzfrakturen!) bzw. ein Gipswechsel notwendig, da durch das Abschwellen der Weichteile der Gips passungenau geworden ist. Des Weiteren lassen sich mittels Gipskeilung gewisse Korrekturen der kindlichen Fraktur noch bis zum 8. – 10. Tag nach dem Unfall durchführen. Die Gipsbehandlung ist die einfachste Form der Frakturbehandlung. Sie wird von den Kindern im Allgemeinen ohne Probleme toleriert. Eine aufwendige krankengymnastische Nachbehandlung ist meistens nicht notwendig, da das Kind durch nachfolgende Spontanbewegungen die Beweglichkeit der betroffenen Extremität von allein wieder erlangt. Eine Sportbefreiung sollte in der Regel nach Gipsabnahme für noch zwei weitere Wochen erfolgen.

Wenn ein Knochenbruch operiert werden muss

Bei der operativen Therapie stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Es kommt darauf an, um welche Art der Fraktur (siehe oben Pkt. 1 – 4) es sich handelt. Die einfachste Form einer operativen Therapieversorgung ist das Einbringen von kleinen Drähten zur Achskorrektur der Knochenbruchenden und Stabilisierung des Ergebnisses (Kirschner-Draht-Spickung). Alle operativen Verfahren werden unter Vollnarkose durchgeführt. Des Weiteren gibt es auch die Möglichkeit, bei Kindern in Abhängigkeit von der Knochenbruchlokalisation eine Stabilisierung der Fraktur mit Schrauben, kleinen Platten sowie einem Fixateur-Apparat zu machen. Sinn und Zweck der operativen Frakturbehandlung ist es, zunächst eine möglichst anatomische Wiederherstellung des Knochens zu erreichen und eine Sicherung des Ergebnisses über das Einbringen von Material über die Zeit der Heilungsdauer zu gewährleisten. Das Primärziel jeglicher Therapie sollte natürlich darin liegen, den kleinen Patienten von der schmerzlichen Pein zu befreien und gleichzeitig eine rasche Mobilität des Patienten wiederherzustellen.

komplette Unterarmfraktur mit Verschiebung der Bruchenden

komplette Unterarmfraktur mit Verschiebung der Bruchenden

Reposition und Stabilisierung mit Drähten

Operativ versorgte Frakturen bedürfen selten noch einer Gipsruhigstellung, wenn es sich um Kirschner-Draht-Spickung bzw. minimalinvasive Frakturversorgung handelt. Weiterhin müssen operativ versorgte Frakturen manchmal mit einer krankengymnastischen Nachbehandlung mobilisiert werden.

verschobener Speichenbruch

verschobener Oberschenkelbruch

Fixateur zur äußeren Stabilisierung

Wachstumsstörung nach einem Knochenbruch

Die wichtigste späte Komplikation nach einem Knochenbruch ist die Wachstumsstörung. Handelt es sich um eine erhebliche Achsabweichung der Knochenbruchenden oder einen Rotationsfehler, der in der Primärtherapie nicht entsprechend korrigiert wurde, so können Achsabweichungen über 30 – 40 Grad (je nach Extremitätenlage) zu einer bleibenden Deformität der betroffenen Extremität führen. Des Weiteren können Knochenbrüche, die durch Wachstumsfugen gehen, eine entsprechende Störung des nachfolgenden Knochenwachstums hervorrufen.

nach Trauma abgerutschter Oberarmbruch mit Heilung in Fehlstellung

abgerutschter Oberarmbruch

3 Wochen 50° Varus

6 Monate 30° Varus